Digitale Schweiz

Digitale inklusion

Wo sieht die Bevölkerung die Stärken und Schwächen der Schweiz in der digitalen Transformation? Und wie nimmt sie den Einfluss der Digitalisierung auf ihr Leben, die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt wahr?

 

Starke digitale Infrastruktur – digitale Kluft bleibt eine Herausforderung

Trotz rasanten technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen durch die digitale Transformation haben sich über die Jahre grundsätzliche Betrachtungen kaum verändert: Die Einschätzungen der Bevölkerung zu den Stärken und Schwächen der Schweiz im Bereich der Digitalisierung bleiben auch in der sechsten Ausgabe des DigitalBarometers weitgehend konstant. Als zentrale Stärken im Vergleich zu den Nachbarländern werden weiterhin die digitale Infrastruktur (von 54 % Befragten genannt), die starke Forschungslandschaft (49 %) und die Innovationskraft der Wirtschaft (43 %) als zentrale Stärken wahrgenommen.

Auf der anderen Seite zeigen sich bekannte Schwächen, die die Bevölkerung seit Jahren konstant kritisch bewertet (Risiko-Dialog, 2020, 2022, 2023): Der Umgang der Schweiz mit Menschen, die nicht mit der Digitalisierung Schritt halten können, nimmt über die Hälfte der Bevölkerung (58 %) und das fehlende politische Engagement für die digitale Transformation knapp die Hälfte der Bevölkerung (45 %) als Schwäche wahr. Die anhaltend schwache Bewertung der digitalen Inklusion war ein zentraler Faktor für die Entscheidung, dieses Thema im DigitalBarometer 2024 gezielt zu beleuchten und als Schwerpunktthema zu wählen (Risiko-Dialog, 2024). Gleichzeitig rücken wir dieses Jahr bewusst neue Herausforderungen in den Fokus der Umfrage. Die Frage, wie die digitale Souveränität gestärkt werden kann, gerät angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmender Cyberbedrohungen und der Abhängigkeit von internationalen Technologiekonzernen sowie von Regulierungspraktiken stärker in den Fokus aktueller digitaler Debatten. Erstmals haben wir die Schweizer Bevölkerung daher zur Wahrnehmung der digitalen Unabhängigkeit des Landes befragt.

 

Digitale Souveränität: Ein Generationenthema?

53 % der 26- bis 34-Jährigen sehen die fehlende digitale Unabhängigkeit (zum Beispiel von Big Tech-Firmen oder Cloud-Diensten) als Schwäche. Im Bevölkerungsschnitt sind es 43 %, womit dieses Thema direkt auf dem dritten Platz der Top 3 Schwächen landet. Je älter die befragten Personen, desto weniger wird dies als Schwäche wahrgenommen – bei den 75-Jährigen und Älteren sind es nur noch 24 %. Woran könnte dieser Wahrnehmungsunterschied liegen? Eine mögliche Erklärung: Jüngere Generationen sind mit digitalen Technologien aufgewachsen, stärker auf deren Risiken sensibilisiert und aufgrund ihres digitalen Alltags mehr auf digitale Infrastruktur angewiesen. Auch sind sie häufiger in digitale Plattformen (insbesondere Social Media, vgl. Kapitel 3) eingebunden, die überwiegend von internationalen Tech-Giganten kontrolliert werden. Dadurch nehmen junge Personen die Abhängigkeit von globalen digitalen Infrastrukturen vermutlich bewusster wahr.

 

Digitalisierung und Umwelt: Nur ein Drittel sieht vorwiegend positive Auswirkungen

Seit 2020 erhebt der DigitalBarometer jedes Jahr, wie die Schweizer Bevölkerung den Einfluss der Digitalisierung auf die Gesellschaft als Ganzes, auf das persönliche Leben und die Wirtschaft einschätzt. Seit dieser erstmaligen Erhebung blieben die Einschätzungen auch dieses Jahr weitestgehend konstant: 64 % schätzen den Einfluss der Digitalisierung auf die Wirtschaft eher oder sehr positiv ein. Wenn es um den Einfluss auf das eigene Leben geht, nehmen 59 % den Einfluss der Digitalisierung überwiegend positiv wahr. Nach wie vor am wenigsten positiv wird der Einfluss auf die Gesellschaft als Ganzes beurteilt: Nur 41 % schätzen den Einfluss eher oder sehr positiv ein. Die Skepsis bezüglich des Einflusses auf die Gesellschaft widerspiegelt sich auch im Kapitel «Gesellschaftlicher Zusammenhalt im digitalen Wandel» (vgl. Kapitel 4). 

Dieses Jahr wurde in der Umfrage erstmalig zusätzlich der Bereich Umwelt in die Erhebung aufgenommen. Der steigende Energieverbrauch durch Rechenzentren, Netzwerke und Endgeräte, der wachsende Online-Handel, die Produktion kurzlebiger elektronischer Geräte und die Zunahme digitaler Dienstleistungen wie Streaming oder KI-Anwendungen führen zu einem höheren Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoss. Unsere Umfrage zeigt: Nur 39 % der Befragten nehmen den Einfluss der Digitalisierung auf die Umwelt insgesamt positiv wahr. Die Mehrheit (58 %) ist sich hingegen bewusst, dass die Digitalisierung durchaus auch negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Dies zeigt, dass zunehmende Umweltbelastung durch die Digitalisierung als ernsthafte Herausforderung erkannt wird, was auch den Weg für entsprechende Massnahmen ebnet, um einen gezielten und verantwortungsvollen Einsatz digitaler Innovationen zu unterstützen.

Fazit und Empfehlungen

Die Wahrnehmung der digitalen Transformation in der Schweiz bleibt über die Jahre hinweg weitgehend stabil, trotz technologischem Fortschritt und neuen gesellschaftlichen Herausforderungen. Stärken wie Innovationskraft und eine gute Infrastruktur werden anerkannt, während die Schwächen wie mangelnde digitale Inklusion, mangelndes Engagement der Politik und die wachsende Bedrohung durch fehlende digitale Souveränität deutlich hervortreten. Besonders jüngere Generationen sehen in der fehlenden Souveränität einen dringenden Handlungsbedarf. Auch die zunehmende Umweltbelastung durch die Digitalisierung wird als ernsthafte Herausforderung erkannt.

Es bleibt abzuwarten, ob aktuelle Bemühungen Wirkung zeigen und ob sich damit die Schwächenwahrnehmungen der Schweizer Bevölkerung mittel- und langfristig verändern. So wurde zum Beispiel im November 2024 die breit abgestützte nationale Kooperationsplattform Allianz Digitale Inklusion Schweiz (ADIS) gegründet. Dies mit dem Ziel, die digitale Welt auch jenen Menschen zugänglich zu machen, die Mühe damit haben. Auch der Bundesrat wählte für das Jahr 2025 im Rahmen der Strategie «Digitale Schweiz» drei Fokusthemen, die den Ausgangspunkt für neue Massnahmen und Bundesratsaufträge darstellen und die die oben genannten Schwächenwahrnehmungen spiegeln: 1. KI-Regulierung in der Schweiz und Einsatz von KI-Systemen in der Bundesverwaltung. 2. Stärkung von Informationssicherheit und Cybersicherheit für die gesamte Schweiz. 3. Förderung von Open Source in der Bundesverwaltung. Zu letzterem gehört auch die Steigerung von Sicherheit und Innovationskraft in IT-Systemen und die Stärkung der digitalen Souveränität der Verwaltung (Bundeskanzlei BK, 2025). Eine verantwortungsvolle und reflektierte Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation – sowohl auf systemischer als auch auf individueller Ebene – ist entscheidend, um langfristig den gesamtgesellschaftlichen Nutzen der Digitalisierung zu sichern. Es gilt, den Austausch zwischen politischen Entscheidungsträger:innen, der Zivilgesellschaft und der Bevölkerung zu stärken, um die digitale Transformation inklusiv und nachhaltig zu gestalten. Dabei gilt es auch, sich gewissen Trade-offs bewusst zu werden. So müssen beispielsweise Sicherheitsinteressen teilweise gegen ökologische und gesellschaftlich-soziale Anliegen abgewogen werden. In diesem Spannungsfeld gilt es, Werte zu definieren und Prioritäten zu setzen.

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